Die private Rentenversicherung war Jahrzehnte ein Verkaufsschlager. Im aktuellen Zinsumfeld haben die Versicherer jedoch Probleme, selbst den Garantiezins zu erwirtschaften. Für Kunden droht bei Neuabschluss ein Minusgeschäft, wie Finanztest berichtet.
Der Schuldige ist schnell ausgemacht: der Niedrigzins. Er eint derzeit Geldinstitute, Versicherungen und Verbraucher bei dem schwierigen Unterfangen, brauchbare Zinsen am Markt zu erwirtschaften. Betroffen hiervon sind auch private Rentenversicherungen, die analog zur Lebensversicherung verstärkt Produkte anbieten, die noch nicht einmal mehr den mickrigen Garantiezins von noch 0,9 Prozent offerieren, sondern nur noch den Erhalt des eingezahlten Kapitals. Doch ungeförderte Policen dieser Art lohnen sich kaum. Daran ändern auch die erfolgversprechenden Bezeichnungen der Produkte nichts. Insbesondere durch die hohen Kosten der Policen, aber auch wegen teuren Extras wie einem Hinterbliebenenschutz bekommen Verbraucher bei einem Neuabschluss nicht selten weniger heraus, als sie eingezahlt haben, wie die Zeitschrift „Finanztest“ in einer Untersuchung herausgefunden hat.
Hierbei macht es keinen Unterschied, ob auf ein Produkt gesetzt wird, welches noch mit dem Garantiezins ausgestattet ist oder aber um eines, welches nur noch den Erhalt des eingezahlten Kapitals garantiert – vor Kosten. Bei Letzteren handelt es sich um Versicherungen, die mögliche erzielte Überschüsse in renditestärkere Produkte, sprich Aktien, investieren (Modell „Indexpolicen“) oder es werden als Ausgleich für keine garantierte Verzinsung höhere Überschüsse in Aussicht gestellt (Modell „Neue Klassik“).
Die Tester haben für ihre Untersuchung alle Versicherer angeschrieben, um zu überprüfen, was für Kunden bei einem Neuabschluss noch zu holen ist. Das Ergebnis: von 21 geprüften Tarifen mit Kapitalwahlrecht (der Kunde kann hier zwischen Einmalzahlung und Rente wählen) garantieren 15 den Beitragserhalt nicht für alle drei von „Finanztest“ betrachteten Laufzeiten von 10, 15 und 20 Jahren. Bei einem Versicherer (Volkswohlbund) betrug das Minus hochgerechnet auf 20 Jahre 1792 Euro. Von den fiktiv gezahlten Beiträgen in Höhe von 24.000 Euro blieben so nur noch 22.208 Euro übrig.
Aber auch Inhaber von älteren, aus heutiger Sicht üppig verzinsten Verträgen von bis zu 4 Prozent, kommen nicht ungeschoren davon. Denn bei den Überschüssen werden diese nicht mehr so beteiligt wie noch vor einigen Jahren. Mitunter werden diese auch ganz gestrichen.
„Finanztest“ rät Bestandskunden, ihre Verträge hinsichtlich der Kosten zu optimieren. Im Einzelnen bedeutet dies:
- Der Kontrakt sollte von monatlicher auf eine jährliche Zahlung umgestellt werden – dies erhöht die Ablaufleistung deutlich.
- Bei Verträgen, die weniger als 10 Jahre laufen, sollte einer automatischen Beitragserhöhung (Dynamik) widersprochen werden. Ansonsten fressen die Kosten hierfür das Plus auf.
- Ein Extra-Unfallschutztod ist meist nicht sinnvoll, dafür aber immer teuer. Er kann separat aufgekündigt werden.
- Noch länger laufende Verträge mit anständiger Verzinsung sollten nicht gekündigt werden, da es derzeit am Markt keine vergleichbar hohe und dennoch sichere Verzinsung gibt.
Quelle: n-tv.de, 23.03.2017