Autofahren im Alter: Herausforderungen und Problemlösungen

Senioren unterschätzen häufig ihre eigenen Fähigkeiten

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des DVR, welche SPIEGEL ONLINE vorliegt, halten es 55 Prozent der Autofahrer für sinnvoll, die Fitness am Steuer ab einem bestimmten Alter testen zu lassen. Interessanterweise sinkt die Akzeptanz mit steigendem Alter und ist bei der Altersgruppe am niedrigsten, wo solche Tests am dringendsten benötigt werden: Nur 36 Prozent der Autofahrer im Alter von mindestens 60 Jahren würden sich testen lassen.

Die Umfrage zeigt, wie falsch einige Autofahrer ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen. Dass natürliche menschliche Fähigkeiten wie Sehkraft und Reaktionsvermögen im Alter abnehmen, ist bekannt und normal. Dennoch scheint diese Gruppe zu störrisch zu sein, um das Problem erkennen zu wollen. Dabei zeigt die Realität, dass es sich keinesfalls um eine theoretische, sondern vorhandene Gefahr handelt: Laut dem Statistischen Bundesamt (PDF; 978 KB) sahen die Unfälle von Senioren im Jahr 2013 wie folgt aus:

– Die Anzahl getöteter Senioren im Alter von 65 Jahren nahm von über 3.000 Personen im Jahr 1980 auf etwas über 1.000 im Jahr 2013 ab. Dies ist im Grunde den verbesserten Sicherheitsvorkehrungen von Pkws zu verdanken.
– Der Anteil verunglückter Senioren ist in Bayern am höchsten (mehr als 320 Senioren je 100.000 Einwohner).
– Sofern Senioren in einem Unfall verwickelt waren, trugen sie in den meisten Fällen die Hauptschuld:
– ab 66 Jahren: 66,8 % Hauptschuld
– ab 75 Jahren: 75,5 % Hauptschuld.

Den Unfallursachen auf der Spur

Neben den bereits genannten Ursachen (eingeschränkte menschliche Fähigkeiten) gibt es viele weitere Ursachen, die bei Senioren zu Unfällen führen. Auch hier gibt die zuvor genannte Statistik des Statistischen Bundesamtes Aufschluss. Laut dieser verlieren ältere Menschen in komplexen Situationen schnell den Überblick. Autofahrer im Alter von mindestens 65 Jahren begehen häufiger Vorfahrtsfehler. Sie ist mit einem Anteil von 17,4 Prozent die häufigste Unfallursache. Weitere Unfallursachen sind Abbiegen, Ein- und Anfahren, Rückwärtsfahren sowie Wenden (16,7 Prozent). Weitere Unfallursachen:
– Abstandsfehler: 8,4 Prozent
– Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern: 6,0 Prozent
– Nicht angepasste Geschwindigkeit: 5,2 Prozent
– Falsche Straßenbenutzung: 3,5 Prozent
– Fehler beim Überholen: 2,2 Prozent
– Alkoholeinfluss: 0,9 Prozent

Wie die Unfallursachen zeigen, handelt es sich klar um Einschränkungen der Wahrnehmungsfähigkeit, die für dieses Alter typisch sind.

Medikamente: Ein häufig ignoriertes Risiko am Steuer

Ein weiteres Problem, welches von Statistiken kaum eingefangen wird, sind Arzneimittel. Laut einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) beeinflusst etwa jedes fünfte Arzneimittel das Reaktionsvermögen. Zu diesen Arzneimitteln gehören Beruhigungs- und Schmerzmittel, Schlafmittel sowie Mittel gegen Bluthochdruck, Allergien, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Erkältungs- und Koronarmittel.

Der DVR informiert auf einer speziellen Webseite (www.dvr.de/medikamente) über die Risiken, die durch den Einfluss von Medikamenten am Steuer ausgehen können. Dort werden auch betroffene Arzneimittel genannt, sodass sich Autofahrer informieren können, ob sie zu dieser Gruppe gehören.

Fragen, um seine Verkehrstauglichkeit zu testen

Auch wenn ältere Autofahrer häufig der Ansicht sind, keine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer zu sein, helfen einige simple Fragen, dies zu klären:
– Habe ich mich in letzter Zeit öfter verfahren?
– Habe ich nicht erklärbare Unfälle verursacht?
– Ist das Autofahren für mich anstrengend?
– Hat mich jemand auf meinen Fahrstil aufmerksam gemacht?
– Kann ich die Geschwindigkeit anderer Autos schwer einschätzen?
– Reagiere ich langsamer in kritischen Situationen?
– Fühle ich mich im dichten Verkehr unsicher?
– Fühle ich mich tagsüber am Steuer müde?
– Hupen andere aufgrund meines Fahrstils ungeduldig?

Interessierte können beim TÜV eine kostenpflichtige Leistungsüberprüfung nutzen. Die Alternative ist ein kostenloser Onlinetest zu Hause.

Fitness am Steuer online testen

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) bietet jedem Autofahrer die Möglichkeit, über die eigene Webseite (Flash erforderlich) einen Selbsttest auszuführen. Mit der Aktion Schulterblick, wie der DVR seinen Test nennt, können Autofahrer selbst von zu Hause aus testen, wie fit sie am Steuer sind. Getestet werden mehrere Fähigkeiten, die für das Autofahren entscheidend sind, dazu gehören:
1. Sehschärfe
2. Kontrastsehen
3. Farbsehen
4. Hören
5. Informationsverarbeitung
6. Gedächtnisleistung

vdr-selbsttest

Am Ende des Tests folgt eine Auswertung, die zeigt, wie man in den einzelnen Kategorien abgeschnitten hat. Sollte es in einer der Kategorien Probleme geben, ist es äußerst empfehlenswert, professionelle Hilfe anzufordern.

Im Notfall: Auto verkaufen und Fußgänger werden

Es gibt 80-Jährige, die fit wie ein Turnschuh sind – und diese können mit ihrem Auto problemlos von A nach B fahren, ohne eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer zu sein. Doch nicht jeder Senior schafft es, im hohen Alter so fit zu sein. Wer nicht in diese Kategorie gehört und ernst zu nehmende Probleme besitzt, die nicht zu reparieren sind, muss das Autofahren – so schwer es ihm auch fallen mag – aufgeben. Diese Überwindung ist für viele Menschen ein großer Schritt. Viele weigern sich leider dagegen und fahren, obwohl sie eigentlich nicht mehr dazu imstande sind.

Alle anderen Senioren, die erkannt haben, dass sie einen Pkw nicht mehr sicher steuern können, können ihr Fahrzeug verkaufen und öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Für den Pkw-Verkauf können sie ihr Auto bewerten lassen, um herauszufinden, was es noch Wert ist. Mit dem Verkauf werden sie sich viele Jahre lang das Abo für öffentliche Verkehrsmittel finanzieren können.

Burnout – Warum wir ausbrennen

Burnout und Depressionen sind die neuen „Volkskrankheiten“, die wirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Jeder achte Ausfalltag ist heute auf Erschöpfungszustände und depressive Verstimmungen zurückzuführen.

Burnout ist keine „Managerkrankheit“

Entgegen dem landläufigen Vorurteil sind bei weitem nicht nur Top-Manager betroffen. Im Gegenteil: Menschen in sozialen Berufen, Beschäftigte in Sandwich-Positionen zwischen zwei Hierarchieebenen, Schichtarbeiter und Berufspendler erkranken am häufigsten am Burnout-Syndrom: „Gerade Menschen mit einem hohen Anspruch an sich selbst sind besonders gefährdet“, so Dr. med. Thomas Wobrock, Chefarzt am Zentrum für Seelische Gesundheit in Groß-Umstadt. „Viele laden sich ein zu hohes Arbeitspensum auf, um mit dem Tempo der heutigen Arbeitswelt mithalten zu können, gestehen sich aber nicht ein, dass sie kürzer treten müssen. Das Ausbrennen geschieht schleichend, über Monate und Jahre und mündet schließlich in eine Depression.“

Angst vor Ablehnung häufigste Ursache für Burnout

An der Entstehung eines Burnout sind immer innere und äußere Faktoren beteiligt. Neben dem zunehmenden Stress im Arbeitsbereich beeinflusst auch das sogenannte Helfer-Syndrom den Ausbruch der Krankheit. Burnout-Betroffene waren anfänglich meist engagierte Mitarbeiter mit hohen Idealen. Denn nur wer entflammt war, kann ausbrennen. Dr. Wobrock glaubt, dass der eigentliche Grund für diese fortdauernde Überarbeitung die Suche nach Anerkennung ist.

Indem sie so sehr auf ihre Außenwirkung fixiert sind, vergessen sie, nach innen zu horchen: “Das Problem ist nicht, dass die Betroffenen nicht Nein sagen können. Tatsächlich sagen sie ständig Nein, und zwar zu ihren eigenen Bedürfnissen. Die Patienten müssen lernen, sich genauso wichtig zu nehmen wie andere.” Es ist die ganz natürliche Angst vor Ablehnung, die die Betroffenen fleißig nicken lässt, bis nichts mehr geht. Die Erschöpfung nimmt Überhand. „Wichtig für den Behandlungserfolg ist die Früherkennung und Anerkennung der Krankheit, um so schnell wie möglich etwas dagegen zu tun“, so Wobrock.

Besondere Betreuung hilft

Die psychiatrische Tagesklinik in Groß-Umstadt bietet Patienten Beispielsweise eine besondere, so genannte teilstationäre Betreuung an: Patienten lassen sich von Montag bis Freitag tagsüber für maximal 40 Stunden pro Woche stationär behandeln, die Nächte und Wochenenden jedoch im gewohnten Umfeld verbringen. „Dieser Kompromiss ist besonders für Patienten geeignet, bei denen das psychische Erkrankungen schon im Frühstadium erkannt wurden“, erklärt Christian Keller, Leiter der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg.

Patientenverfügung

Generell ist niemand verpflichtet, eine Patientenverfügung zu verfassen. In bestimmten Fällen kann eine solche jedoch von Vorteil sein, um beispielsweise im Falle eines Unfalls oder schwerer Krankheit die Art der ärztlichen Behandlungen zu beeinflussen und damit sein Selbstbestimmungsrecht wahren. Doch auch um Angehörige beim Treffen einer folgenschweren Entscheidung zu entlasten.

Eine Patientenverfügung dient Patienten dazu, die Durchführung bestimmter medizinischer Maßnahmen schriftlich festzulegen. Dies ist insbesondere für den Falle eines unerwarteten Unfalls, in dessen Folge der Betroffene nicht mehr selbst entscheiden kann, äußerst sinnvoll. So wird sichergestellt, dass der Behandlung der tatsächliche Patientenwille zugrunde gelegt wird, auch wenn dieser aufgrund der aktuellen Situation nicht mehr geäußert werden kann. Eine Patientenverfügung kann von jedem einwilligungsfähigen Volljährigen verfasst werden, sie ist formlos und jederzeit revidierbar. Bei der Festlegungen einer Patientenverfügung ist es allerdings sinnvoll, sich von einer Ärztin, einem Arzt oder einer anderen fachkundigen Personen beraten zu lassen.

Für den Fall, dass keine Patientenverfügung vorliegt oder die Festlegungen in einer Patientenverfügung zu unkonkret oder allgemein gehalten sind, entscheiden der Vertreter gemeinsam mit dem Arzt auf der Grundlage des mutmaßlichen Patientenwillens über die weitere Behandlung. Herrscht zwischen dem Vertreter und dem Arzt Unklarheit über den mutmaßlichen Patientenwillen hinsichtlich einer – zum Beispiel – folgenschweren Entscheidung, muss der Vertreter eine spezielle Genehmigung über die weitere Bestimmung beim Betreuungsgerichts einholen.

Weitergehende Informationen hierzu beim Bundesministerium für Gesundheit. Eine Broschüre zur Patientenverfügung finden Interessenten zudem auf der Internetseite des Bundesministeriums der Justiz und Verbraucherschutz. Die Broschüre liefert nützliche Beispiele sowie Textbausteine, die bei der Formulierung einer Patientenverfügung helfen.

Wenn plötzlich die Worte fehlen

Wo lag nochmal der Autoschlüssel? Was sollte ich im Supermarkt einkaufen? Wie war noch gleich der Name des neuen Nachbarn? Solche Fragen sind für die meisten leicht zu beantworten, für andere werden sie zum Problem, weil sie auf eine wachsende Vergesslichkeit hindeuten und ein erstes Anzeichen von Demenz sein könnten. Wer wissen will, wie es um den Zustand des eigenen Gedächtnisses bestellt ist, sollte den Test in der April-Ausgabe des Magazins Reader’s Digest machen.

„Ich vergesse, wo ich etwas hingelegt habe“, „Ich weiß nicht mehr genau, was sich vor einem Tag oder einer Woche ereignet hat“, „Ich kann häufig das richtige Wort nicht finden“ oder „Ich wiederhole häufig, was ich gerade gesagt habe, oder ich stelle dieselbe Frage zwei- bis dreimal“ – mit diesen und ähnlichen Fragen werden in dem Test das Gedächtnis und andere Leistungen des Gehirns überprüft. Die jeweilige Antwort darauf ist aber nicht gleich der Beleg dafür, dass eine Alzheimer-Erkrankung sich abzeichnet oder gar eine Behandlung notwendig ist. Das Vergessen eines Namens oder einer Telefonnummer kommt durchaus auch bei ganz gesunden Menschen vor.

„Das Gehirn altert im Lauf des Lebens“, relativiert Florian Metzger, Oberarzt am Geriatrischen Zentrum und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Tübingen, solche Gedächtnislücken. Wenn die Lücken aber verstärkt auftreten, sollte man ärztlichen Rat suchen, weil sie erste Anzeichen für eine Demenz sein könnten. Als Demenz werden Störungen des Denk- und Informationsverarbeitungsvermögens bezeichnet. Die am häufigsten auftretende Form ist dabei die Alzheimer-Erkrankung.

Sollten solche Symptome auftreten, ist als erster Schritt ein Termin beim Hausarzt ratsam um andere Erkrankungen wie Schilddrüsenprobleme und Depressionen auszuschließen. Häufig folgt dann die Untersuchung durch einen Neurologen. „In unserer Gedächtnissprechstunde führen wir körperliche, neurologische und psychische Untersuchungen durch“, sagt Florian Metzger im Magazin Reader’s Digest. Dazu gehören Analysen des Blutes und des Nervenwassers, Herz- und Hirnstrommessungen sowie eine Magnetresonanz- oder Computertomografie. Zudem werden das Kurzzeitgedächtnis, räumliches Vorstellungsvermögen sowie alltagspraktische Fähigkeiten des Patienten überprüft.

Sollte dann tatsächlich eine Demenz vorliegen, kann sie mit Medikamenten zwar nicht geheilt, aber ihr Fortschreiten verlangsamt werden. Zudem ist eine Ergo- und Psychotherapie denkbar. Darüber hinaus sagen Experten wie Florian Metzger, dass ausgiebige Bewegung ebenfalls hilft: „Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen – alles, was die Kondition stärkt.“ Vor allem sei es wichtig, die Probleme zeitig anzugehen und nicht zu verdrängen: „Holen Sie sich frühzeitig Unterstützung!“

Für weitere Informationen zu diesem Reader’s Digest-Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die April-Ausgabe von Reader’s Digest Deutschland ist ab Montag, 30. März, an zentralen Kiosken erhältlich.

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