Die Zahl der Pflegebedürftigen ist seit Jahresbeginn deutlich angestiegen. Bei den Pflegekassen waren vergangenes Jahr 2,75 Millionen Männer und Frauen registriert. Ende Juni 2017 waren es 3,1 Millionen und damit 350.000 Menschen oder 12,9 Prozent mehr.
Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsfraktion hervor, wie die „Passauer Neuen Presse“ vom Dienstag berichtet.
Gegenüber 1999 ist die Zahl der Pflegebedürftigen um mehr als die Hälfte (54 Prozent) gestiegen, vor acht Jahren lag sie bei zwei Millionen. Wie aus der Antwort des Ministeriums hervorgeht, werden heute auch deutlich mehr Menschen ausschließlich zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Hier stieg die Zahl von einer Million im Jahr 1999 auf 1,4 Millionen im Jahr 2015. Die Hälfte der Pflegebedürftigen wurde 2015 daheim betreut.
Fast doppelt so viele Pfleger wie zur Jahrtausendwende
Seit 1999 hat auch das Pflegepersonal erheblich zugenommen. Bei ambulanten Pflegediensten waren 1999 183.000 Menschen beschäftigt, 2015 waren es 355.000, also fast doppelt so viele. In Pflegeheimen stieg die Zahl der Beschäftigten von 441.000 auf 730.000.
Die Linksfraktion sieht im starken Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen ein Alarmsignal: „350.000 pflegebedürftige Menschen mehr in sechs Monaten offenbaren einen gewaltigen politischen Handlungsbedarf“, sagte Vizefraktionschefin Sabine Zimmermann der „Passauer Neuen Presse“.
Heime verhängen Aufnahmestopps
Die bisherige Politik setze auf Angehörige als „Ersatzpflegedienst der Nation“. „Während in Pflegeheimen Aufnahmestopps verhängt werden, weil Pflegekräfte fehlen, sollen die Angehörigen noch stärker in die Bresche springen“, erklärte die Linke-Politikerin.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz erklärte bereits am Montag, es gebe einen dramatischen Personalmangel und strukturelle Probleme. In der Altenpflege werde die Würde der Menschen „mit Füßen getreten in vielen Fällen“. Sollte er Bundeskanzler werden, wolle er einen „Neustart in der Pflege“ initiieren – und zwar innerhalb der ersten 100 Regierungstage. Nötig seien mehr Personal in der Pflege, eine bessere Bezahlung der Pfleger und mehr Plätze für Pflegebedürftige.
Quelle: focus.de, 21.09.2017