Die Nutzung nahezu aller relevanten Vorsorgemethoden für das Alter ist rückläufig. Der Grund für diesen Rückgang ist vor allem die aktuelle Niedrigzinsphase. Das zeigt der „Axa Deutschland-Report 2017“. Und das, obwohl die Angst vor Altersarmut um 16 Prozentpunkte angestiegen ist. Altersvorsorgeart Nummer eins ist die gesetzliche Rentenversicherung. Die größten Einbußen mussten Spareinlagen bei Banken erfahren. 21 Prozent Befragte weniger als 2016 nutzen das Sparbuch und Co, um vorzusorgen.
70 Prozent aller Ruheständler in Deutschland finden, dass die Höhe der gesetzlichen Rente nicht angemessen im Vergleich zu ihren Einzahlungen ist. Das geht aus dem „Axa Deutschland-Report 2017“ (PDF-Datei, 1,6 MB) der Axa Konzern AG hervor. Für die Untersuchung wurden in 3.381 Interviews repräsentativ in allen 16 Bundesländern Erwerbstätige und Personen im Ruhestand befragt.
Laut den Studienergebnissen gaben 56 Prozent der erwerbstätigen Teilnehmer an, eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität im Alter zu befürchten. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als bei der letztjährigen Erhebung. Die befragten Rentner bestätigen die Befürchtung der Jungen. 58 Prozent sagten aus, dass sich ihre Lebenssituation seit Eintritt in den Ruhestand verschlechtert habe (2016: 41 Prozent).
Die momentan breite öffentliche Debatte um die Altersvorsorge […] hat zusammen mit der Niedrigzinsphase zumindest das Problembewusstsein […] weiter geschärft.
Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsmitglied im Axa Konzern
Stimmung im Ausblick auf den Ruhestand ist schlecht
Auch eine andere Studie belegte, dass die Deutschen sich beinahe vor dem Eintritt in den Ruhestand fürchten – zumindest finanziell. Laut DIA-Deutschland-Trend des Deutschen Instituts für Altersvorsorge GmbH (DIA) von Januar dieses Jahres denken sogar 76 Prozent der 1.005 Befragten zwischen 18 und 65 Jahren, dass sie ihren Lebensstandard im Alter senken müssen (VersicherungsJournal 20.1.2017).
„Die momentan breite öffentliche Debatte um die Altersvorsorge im Vorfeld der drei Landtagswahlen und der Bundestagswahl hat zusammen mit der Niedrigzinsphase zumindest das Problembewusstsein bei Rentnern wie Erwerbstätigen weiter geschärft“, erklärt Dr. Patrick Dahmen, Mitglied des Vorstands im Axa Konzern, den Anstieg der Besorgnis.
Umso verständlicher scheint es, dass sich die Mehrheit der Axa-Befragten eine höhere Rente wünscht. Drei Viertel der Pensionäre und zwei Drittel der Erwerbstätigen sind der Ansicht, dass der Staat sich vor allem für höhere Renten in Deutschland einsetzen sollte. Vermehrtes staatliches Engagement in anderen Bereichen wie der Einsatz für geringere Steuern oder eine bessere Gesundheitsvorsorge stießen auf weniger Zustimmung.
So sorgen die Deutschen für das Alter vor
Dass die Deutschen auf die gesetzliche Altersvorsorge nicht vertrauen, zeigte schon die erwähnte DIA-Studie. Die gesetzliche Rentenversicherung schnitt unter den Befragten am schlechtesten ab. Diese und die Beamtenpension sind laut der Axa-Umfrage die meist genutzte Art der Altersvorsorge bei Erwerbstätigen (48 Prozent).
Private Lebens- oder Rentenversicherungen (ohne Riester- oder Rürup-Renten) werden von einem Drittel der erwerbstätigen Teilnehmer genutzt, um sich für den Ruhestand abzusichern. Die Hälfte sorgt nicht privat vor und gab an, es auch künftig nicht tun zu wollen. Spitzenreiter im Privatvorsorgen ist Nordrhein-Westfahlen. 43 Prozent der Bewohner dieses Bundeslandes haben eine private Lebens- oder Rentenversicherung. Die Berliner bilden hier mit 22 Prozent das Schlusslicht.
Dass die Hauptstädter eher zu den wenig engagierten Bürgern in Sachen privater Altersvorsorge gehören, bestätigt auch die Studie „Die Landkarte des Sparens: So unterschiedlich sparen die Deutschen“ (PDF, 3,8 MB) der Union Investment Privatfonds GmbH. In dieser Untersuchung gaben sogar nur 19,5 Prozent der befragten Berliner an, privat vorzusorgen.
Nur die Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern sorgten mit 18,7 Prozent weniger privat vor (VersicherungsJournal 9.3.2017). Letztere schneiden in der Axa-Befragung mit 37 Prozent deutlich besser ab.
Riester- und Rürup-Renten sind eher ungefragt
Jeder vierte erwerbstätige Studienteilnehmer zahlt in eine Riester- oder Rürup-Rente ein. Fünf Prozent wollen in Zukunft eine abschließen. Die große Mehrheit von 62 Prozent besitzt keine solche Altersvorsorge und will auch keine abschließen. Die meisten Riester- und Rürup-Sparer gibt es in Sachsen (39 Prozent), die wenigsten in Bayern (14 Prozent). Ein Vergleich zum Vorjahr ist nicht möglich, da Riester- und Rürup-Verträge 2016 nicht gesondert ausgewiesen wurden.
Die betriebliche Altersversorgung oder die Vorsorge über ein berufsständisches Versorgungswerk sind mit einem Prozentpunkt Vorsprung zur privaten Altersvorsorge die zweitmeist genutzten Anlagemöglichkeiten für das Alter. Mit 47 Prozent der Stimmen kommt diese Vorsorgeart im Bundesvergleich in Rheinland-Pfalz am häufigsten vor. Schlusslicht, mit 24 Prozent, bildet Sachsen-Anhalt.
Im Vergleich zum Vorjahr mussten Spareinlagen bei Banken den größten Verlust hinnehmen. Während 2016 noch 43 Prozent der Erwerbstätigen eine Spareinlage bei ihrer Bank besaßen, sind es aktuell nur noch 33 Prozent. Besonders die Niedersachen haben ihre Meinung zu Sparbuch und Co geändert. Hier ging die Nutzung zwischen den Befragungen 2016 und 2017 um 21 Prozentpunkte zurück. Auch Immobilien, Aktien- und Investmentfonds als Altersanlage sind rückläufig.
Private Altersvorsorge sinnlos?
Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent Erwerbstätige, 52 Prozent Ruheständler) gaben an, nicht zu wissen, ob private Altersvorsorge überhaupt noch sinnvoll ist. Besonders die Hauptstädter stellen sich diese Frage (65 Prozent) und auch sonst gibt es keinen Wert unter 40 Prozent bei der Sinnfrage im Bundesvergleich.
Hauptgrund für die schlechte Stimmung ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. 57 Prozent der erwerbstätigen Teilnehmer wollen in dieser Zinsphase keine neuen Anlagen zur Altersvorsorge abschließen. Jeder Fünfte plant sogar, Anlagen, die sich nicht mehr rechnen, zu kündigen.
Wenn die arbeitenden Deutschen Geld für das Alter zurücklegen, dann zu 42 Prozent weniger als 100 Euro monatlich. Etwas mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) legt zwischen 100 und 200 Euro im Monat beiseite. Die wenigsten (drei Prozent) investieren mehr als 400 Euro. Die meisten „Vielsparer“ gibt es in Rheinland-Pfalz. Hier gaben sechs Prozent der Befragten an, monatlich über 400 Euro in ihre Altersvorsorge zu stecken.
Quelle:VersicherungsJournal.de, 28.04.2017