Burnout und Depressionen sind die neuen „Volkskrankheiten“, die wirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Jeder achte Ausfalltag ist heute auf Erschöpfungszustände und depressive Verstimmungen zurückzuführen.
Burnout ist keine „Managerkrankheit“
Entgegen dem landläufigen Vorurteil sind bei weitem nicht nur Top-Manager betroffen. Im Gegenteil: Menschen in sozialen Berufen, Beschäftigte in Sandwich-Positionen zwischen zwei Hierarchieebenen, Schichtarbeiter und Berufspendler erkranken am häufigsten am Burnout-Syndrom: „Gerade Menschen mit einem hohen Anspruch an sich selbst sind besonders gefährdet“, so Dr. med. Thomas Wobrock, Chefarzt am Zentrum für Seelische Gesundheit in Groß-Umstadt. „Viele laden sich ein zu hohes Arbeitspensum auf, um mit dem Tempo der heutigen Arbeitswelt mithalten zu können, gestehen sich aber nicht ein, dass sie kürzer treten müssen. Das Ausbrennen geschieht schleichend, über Monate und Jahre und mündet schließlich in eine Depression.“
Angst vor Ablehnung häufigste Ursache für Burnout
An der Entstehung eines Burnout sind immer innere und äußere Faktoren beteiligt. Neben dem zunehmenden Stress im Arbeitsbereich beeinflusst auch das sogenannte Helfer-Syndrom den Ausbruch der Krankheit. Burnout-Betroffene waren anfänglich meist engagierte Mitarbeiter mit hohen Idealen. Denn nur wer entflammt war, kann ausbrennen. Dr. Wobrock glaubt, dass der eigentliche Grund für diese fortdauernde Überarbeitung die Suche nach Anerkennung ist.
Indem sie so sehr auf ihre Außenwirkung fixiert sind, vergessen sie, nach innen zu horchen: “Das Problem ist nicht, dass die Betroffenen nicht Nein sagen können. Tatsächlich sagen sie ständig Nein, und zwar zu ihren eigenen Bedürfnissen. Die Patienten müssen lernen, sich genauso wichtig zu nehmen wie andere.” Es ist die ganz natürliche Angst vor Ablehnung, die die Betroffenen fleißig nicken lässt, bis nichts mehr geht. Die Erschöpfung nimmt Überhand. „Wichtig für den Behandlungserfolg ist die Früherkennung und Anerkennung der Krankheit, um so schnell wie möglich etwas dagegen zu tun“, so Wobrock.
Besondere Betreuung hilft
Die psychiatrische Tagesklinik in Groß-Umstadt bietet Patienten Beispielsweise eine besondere, so genannte teilstationäre Betreuung an: Patienten lassen sich von Montag bis Freitag tagsüber für maximal 40 Stunden pro Woche stationär behandeln, die Nächte und Wochenenden jedoch im gewohnten Umfeld verbringen. „Dieser Kompromiss ist besonders für Patienten geeignet, bei denen das psychische Erkrankungen schon im Frühstadium erkannt wurden“, erklärt Christian Keller, Leiter der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg.