
Wer seine Geldgeschäfte regeln oder einfach nur Geld abheben wollte, tat das bis vor wenigen Jahren noch fast ausschließlich am Schalter in der Bank vor Ort. Doch dass seit geraumer Zeit immer mehr Bankfilialen geschlossen oder durch so genannte SB-Filialen und Online-Banking ersetzt werden, dürfte jedenfalls jedem außerhalb großer Innenstädte aufgefallen sein.
Das mag für junge Menschen kein Problem sein, die sich auch gerne von vornherein für rein digitale Banken entscheiden. Doch für ältere Menschen kann diese Entwicklung ernsthaft problematisch sein. Viele sind schlicht nicht firm genug im Umgang mit Computer, Smartphone und Co., um sich schnell und vor allem sicher um ihre Konten zu kümmern.
Diese Entwicklung hat in Spanien nun derart hohe Wellen geschlagen, dass sich sogar der Chef der Zentralbank hierzu äußern und Besserung im Umgang mit Kunden älteren Semesters versprechen musste. Doch wie kam es dazu?
Auslöser ist die Online-Initiative des pensionierten spanischen Arztes Carlos San Juan. Unter dem reißerischen Titel „Ich bin zwar alt, aber kein Idiot“ (span.: SoyMayorNoIdiota) rief er im Internet zu Unterschriften anderer Senioren auf, die sich von Ihren Banken im Stich gelassen fühlen und Hilfe bei der Abwicklung ihrer Bankgeschäfte benötigen. Ingesamt kamen so über 600.000 Unterschriften zusammen, die der San Carlos dem Wirtschaftsministerium unter großem medialen Interesse übergab.
Hochrangige Vertreter von Staat und Banken zeigten sich zwar verständnisvoll und gelobten Besserung, doch den Initiator vermochten sie damit noch nicht zu beschwichtigen. Solange er keine tatsächliche Besserung sehe, werde er nicht aufhören, für eine Bank „[o]hne technologische Hindernisse und mit mehr Menschlichkeit“ einzutreten.
Die subjektive Wahrnehmung, dass immer mehr Personal und Filialen abgebaut werden, wird in Spanien mit den drastischen Zahlen seit der Wirtschaftskrise 2008 untermauert: Seither wurden mehr als 100.000 Arbeitsplätze im Bankensektor abgebaut und und über 50% aller Geschäftsstellen geschlossen – das bei einem Reingewinn der größten spanischen Banken in ihren letzten Jahresbilanzen von knapp 20 Milliarden Euro.
Mehr Informationen: GA Bonn, 11.02.22, S. 27